Sonntag, 26. Oktober 2014

Topausflugsziel(e) in Oberfranken

Neue Rubrik mit nur einem einzigen Beitrag (weil, sind wir mal ehrlich, in Oberfranken gibt's eigentlich nix). Also: Das Topausflugsziel in Oberfranken ist - dramatische, spannungserzeugende Pause - die Tankstelle. Ja. DIE TANKSTELLE! Die Tankstelle, an der ich arbeite. Vielleicht bin ich da auch mit falschen Erwartungen da rangegangen, denn ich dachte seinerzeit (also vor 2 Monaten): 'Ich halte es in dieser Firma nicht einen Tag länger aus...sonst lauf'sch Amok .... Ich glaub, ich bewerbe mich bei der Tankstelle, genau. Ein Job mit dem geringstmöglichen Maß an Verantwortung (frei nach Lester Burnham). Einfach mal 'ne ruhige Kugel schieben...Was kann an so einer Tankstelle in so einem Kaff irgendwo im Nirgendwo, einer Tankstelle, die überdies noch die teuerste im gesamten Umkreis ist, schon groß los sein?' So dachte ich damals, ich naives Doofchen. Die Realiät sieht dann doch so aus, dass ich von bisher 26 Tagen in diesem Monat grade mal 4 Tage frei hatte und die Benzinpreise kontinuierlich gefallen sind. Nur, um mich fertig zu machen. Das ist keine Einbildung. Die Preise sinken just in dem Moment, in dem ich zu meiner Schicht antrete und zwar völlig unabhängig davon, wann ich anfange. Meine Arbeitskollegen und die Kundschaft machen schon Witze drüber. Das läuft in etwa so: Ich roll mit meinem Corsa auf den Parkplatz der komplett verlassenen Tankstelle - E10 kostet 1,559 €. Ich geh rein, schnapp mir mein Mützchen, meine Schürze, meine Kasse und frage meine Kollegin, wie die Schicht war. Die Antwort ist meistens: "Och, nix los." Ich melde mich an meiner Kasse an, verabschiede die Kollegin und *BÄMM*, *ratterratter* kommt die Info über die in den nächsten Minuten bevorstehende Preisumstellung. Und zwei Minuten später kostet das E10 1,419 € und die Hölle bricht los. Ich hab keine Ahnung, woher plötzlich alle wissen, dass das Benzin billiger ist... sieht das ein zufällig vorbeifahrender BuschDorfbewohner und informiert alle anderen? Telefonisch? Oder mit einer Art die-Körperfresser-kommen-mäßigen Telepathie? Aber warum sollte er das tun, wenn das nur dazu führt, dass die Autos bis auf die Straße raus Schlange stehen und man sich den Platz an der Zapfsäule - davon haben wir übrigens 8 Stück - erkämpfen muss. Mit viel Hupen und Vogel-sowie-Stinkefinger-Zeigen. Ein eigentlich recht lustiger Anblick. Wie beim Autoscooter auf dem Rummel. Oder ein verstörender. Panikhamstertanken. Endzeitstimmung. Morgen gibts kein Benzin mehr. Weil... Zombieapokalypse oder so. Und wo sie eh schon alle da sind, können sie ja auch ihr Auto waschen (wir haben außerdem eine Waschstraße) oder noch was futtern und nen Kaffee trinken (ja, ein Bistro haben wir auch.... leider aber nur eine Angestellte - mich - mit leider nur zwei Armen, viel zu wenig Waschkarten für die Waschstraße und eine superschicke High-Tech-Kaffee/Espresso/Cappuccino/Latte-Maschine, die immer nur einen einzigen Kaffee auf einmal machen kann und das in einem Tempo, da brauchste beim Zugucken echt gleich noch einen Kaffee nur zum Wachbleiben, jiah ha ha). Das wär ja alles halb so wild und schon zu händeln, wenn inmitten all des Chaos nicht regelmäßig meine ab-so-lu-te Lieblingsspezies auftauchen würde: der orientierungslose, technikfeindliche, leeeiiicht demente Mittachtziger. Der, der nicht genug Kraft besitzt, die Zapfpistole durchzudrücken, deshalb für 70 Cent tankt, Zapfpistole einhängt, sich wundert, dass nix mehr geht, wieder in sein Auto steigt, drei Mal erfolglos die Tankstelle umkreist und schließlich unverrichteter Dinge wieder wegfährt - mit geklautem Sprit im Wert von 70 Cent, aber ich will ihm mal keine Absicht unterstellen und verzichte auf polizeiliche Unterstützung. Oder die, die die gesamte Waschstraße lahmlegt, weil sie ihren Benzinkanister direkt unter das Rolltor stellt, damit den Nothalt auslöst und bei ihrer Flucht sowohl den Benzinkanister als auch ihren linken Seitenspiegel zurücklässt. Oder der, der behauptet, unser Benzin wäre 'schlecht', weil er damit einen Kanister befüllt hatte, anschließend zuhause dann seinen Motorroller und seinen Rasenmäher und nun wären beide kaputt. Zum Beweis präsentiert er mir den Kassenbon.... über 10 Liter Diesel. Und außerdem...

... bin ich ganz schön abgeschweift. Zurück zum eigentlichen Thema: Topausflugsziel Tankstelle. Ich seh ja ein, dass es bei uns an Sehenswürdigkeiten und Attraktionen mangelt. Aber... ausgerechnet die Tankstelle? Lässt sich an anderen Tagen der Rummel an der Tankstelle noch auf den Benzinpreis zurückführen, ist am Sonntag alles egal. Da kann der Sprit kosten, was er will, wer tankt, tankt eh nur entweder für 10 Ocken (und beschwert sich über die hohen Preise...gestern war der Tank dann wahrscheinlich noch voll, wie?) oder seinen Audi/Mercedes/BMW/Jaguar/Porsche (und denen ist der Preis herzlich egal).  Nein, den Sonntag nutzt der liebenswert schrullige Bewohner dieses speziellen Landstrichs meist, um sein Auto zu waschen. Egal, bei welchem Wetter. Schließlich ist unsere Waschstraße überdacht, wen stört da der Regen? Und dann gibt es natürlich noch die Katzenfutter-und-Klopapier-vergessen-Haber, die Was-Süßes-Braucher, die Sonntags-frische-Brötchen-haben-Woller, die BAMS-Leser und die Lass-mal-ganz-romantisch-nen-Kaffee-an-der-Tanke-Trinker. Und zu guter Letzt und bei weitem in der Überzahl: die Das-Bier-ist-alle!-Paniker. Es sind jeden Sonntag dieselben, die immer dasselbe Bier kaufen. Paderborner Pils. Im Laden 49 Cent die Flasche, bei uns 89 Cent. Und nicht ein, zwei Flaschen, sondern in Massen. Meine lieben, alkoholkranken Mitbürger: Macht euch doch nichts vor. Kauft am Sanstag einfach gleich zwei Kästen Bier, mit einem kommt ihr sowieso nicht übers Wochenende. Ein bisschen Selbsterkenntnis würde euch eine Meeenge Geld sparen. In keine der Kategorien lassen sich die einordnen, die reinkommen, weder tanken, noch Bier, noch Kippen kaufen, sondern an den Regalen entlangschlurfen und schließlich ein (ja, ein einzelnes) Duplo oder einen (ja, einen einzelnen) Kinderriegel kaufen. Oder sie sind 'ne eigene Kategorie. Die Mir's-fad-lass-mal-an-die-Tanke-Fahrer. Langer Rede kurzer Sinn: Ich wünschte einfach, es gäbe mehr Den-Sonntag-ganz-gemütlich-Zuhause-Verbringer. Und mit diesem Wunschgedanken gehe ich jetzt ins Bett, morgen früh fange ich nämlich schon um 4 Uhr an.

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